Schulden machen: Wann wird’s zu viel?

von | Feb 23, 2021 | Kredit

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Musste der neue Fernseher wirklich sein? Kamen in den letzten Monaten vielleicht ein wenig zu viele Pakete mit der Post bei mir an? Wenn Dir in letzter Zeit häufiger solche Fragen im Kopf herumschwirren, machst Du vielleicht schon Schulden. Schneller als gedacht kann es passieren, dass Du die Höhe Deiner Ausgaben unterschätzt und daraus finanzielle Probleme entstehen. Was machst Du, wenn Du Deine Rechnungen nicht mehr bezahlen kannst? Alles, was Du über das Schulden machen wissen musst, erfährst Du hier.

Wie entstehen Schulden?

Schulden sind per Definition Verbindlichkeiten, die Du zurückzahlen musst.

Am häufigsten handelt es sich bei einer solchen Verbindlichkeit um Geld. Schulden entstehen also daraus, dass Du etwas haben möchtest, was Du Dir selbst momentan nicht leisten kannst. Daher leihst Du Dir das Geld, um es dann zu einem späteren Zeitpunkt und/oder gestückelt zurückzuzahlen. Dazu zählt auch, wenn Du Dir von einem Freund 10 Euro leihst. Solange Du das Geld nicht zurückgezahlt hast, hast Du bei diesem Freund Schulden.

Wenn man von Schulden spricht, sind damit aber auch häufig die Verbindlichkeiten bei einer Bank gemeint. Diese entstehen, wenn Du einen Privatkredit aufnimmst, zum Beispiel für die Finanzierung eines Autos. Im Gegensatz zu den 10 Euro, die Du Dir bei Deinem Freund leihst, musst Du bei einem Bankkredit zusätzlich zu der geliehenen Summe Zinsen bezahlen.

Wie aus Schulden bei der Bank eine Verschuldung entstehen kann

Schulden im Rahmen eines Bankkredits solltest Du also erst nach reiflicher Überlegung machen, da er Dich zusätzlich zur geliehenen Summe Geld kostet. Nachdem Du einen Kredit abgeschlossen hast, befindest Du Dich in der Tilgungsphase. Wenn es Dir jedoch nicht möglich ist, das Darlehen in der vereinbarten Zeit zu tilgen, kann das schwerwiegende Konsequenzen mit sich bringen. Ein Freund ist vielleicht verärgert, wenn Du ihm nicht in der versprochenen Zeit das Geld zurückzahlen kannst, aber in der Regel folgen keine rechtlichen Schritte, vor allem bei niedrigeren Beträgen.

Bei einem Kreditinstitut sieht das Ganze schon anders aus, vor allem, wenn es sich um ein hohes Darlehen handelt. Hier kannst Du in eine Überschuldung rutschen, wenn Du weder durch vorhandenes Vermögen noch durch erwartete Einnahmen in der Lage bist, das Geld zurückzuzahlen.

Dispo als Schuldenfalle

Auch als Inhaber eines Girokontos besteht das Risiko, mehr Schulden zu machen, als Du zurückzahlen kannst. Viele Banken bieten einen Dispositionskredit an.

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Schon gewusst?

Durch den Dispokredit gewährt Dir Deine Bank einen bestimmten Betrag, den Dein Konto im Minus sein darf. So kannst Du kurzfristige finanzielle Engpässe überbrücken. Allerdings zahlst Du für den Dispokredit ebenfalls Zinsen, weshalb Dich ein dauerhaftes Defizit auf Deinem Girokonto zusätzlich viel Geld kosten kann. 

Im Vergleich zu anderen Darlehensarten ist der Zinssatz beim Überziehungskredit deutlich höher. Häufig sind sich die Inhaber von Girokonten dessen nicht bewusst und rutschen aus purer Fahrlässigkeit in eine Überschuldung. Daher solltest Du Dir bei einem Girokonto-Vergleich genau anschauen, welche Konditionen für einen Dispositionskredit gelten und wie hoch die Zinslast ist, die auf Dich zukommt, wenn Du ihn in Anspruch nimmst. Alternativ kannst Du Dich gegen die Möglichkeit zu einem Dispokredit entscheiden, damit Du gar nicht erst in Versuchung gerätst, Dein Konto zu überziehen.

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Alles in allem sind temporäre Schulden nicht schlimm, solange Du diese wie versprochen begleichst. Allerdings musst Du Dir darüber im Klaren sein, dass Du im Vorfeld schlau kalkulieren musst, um nicht in Verzug zu geraten.

Kannst Du den Vertrag auch einhalten, wenn sich Deine Lebenssituation ändert? Wäge bei einem Kredit ab, ob Du eine Restschuldversicherung abschließen möchtest. Falls Du arbeitslos oder berufsunfähig wirst oder aus sonstigen Gründen kein Geld mehr hast, um das Darlehen monatlich zurückzuzahlen, übernimmt die Versicherung, zumindest für einen bestimmten Zeitraum, die Zahlungen.

Was sind die Gründe für Schulden?

Bereits 78 Prozent aller Volljährigen in Deutschland haben in ihrem Leben einen Kredit aufgenommen. Die häufigsten Gründe dafür sind:

  • Immobilie kaufen oder bauen und zugehörige Einrichtung wie Küche etc.
  • Umschuldung
  • Auto
  • Familie und Kinder
  • Aus- oder Weiterbildung
  • Gesundheit und Lifestyle (Schönheits-OPs, Kleidung etc.)
  • Urlaub/Reisen
  • Besondere Feierlichkeiten wie Hochzeiten
  • Unterhaltungselektronik (Fernseher, Computer, Videospiele etc.)

Wie macht Deutschland Schulden?

Unvorhergesehene Vorfälle sind der häufigste Grund für eine Überschuldung.

Laut einer Umfrage sind die häufigsten Gründe für Überschuldung 2019: 

  • Arbeitslosigkeit (20,2 %)
  • Erkrankung, Sucht, Unfall (17 %)
  • Unwirtschaftliche Haushaltsführung (13,5 %)
  • Scheidung, Trennung, Tod des Partners (13,3 %)
  • Langfristiges Niedrigeinkommen (8,9 %)
  • Gescheiterte Selbstständigkeit (8,6 %)

Neben den Gründen für eine zu hohe Verschuldung gibt es weitere interessante Fakten, anhand derer Du für Dich einordnen kannst, wie hoch Dein persönliches Risiko für eine Überschuldung ist. Folgende Kriterien sind dafür beispielsweise relevant:

  • Wo lebst Du?
  • Wie alt bist Du?
  • Bist Du ein Mann oder eine Frau?

Unterschiede bei der Überschuldung im Osten und Westen

In Ostdeutschland gibt es generell ein wenig mehr Schuldnerinnen und Schuldner als im Westen. Allerdings geht der Trend im Osten in eine positive Richtung. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger werden dort schuldenfrei, wohingegen die Tendenz im Westen in die andere Richtung läuft. In Zahlen heißt dies, dass sich der Anteil der überschuldeten Menschen im Osten in den letzten 15 Jahren von 10,5 Prozent auf 10,3 Prozent verringert hat. Im Westen hingegen stieg die Zahl von 9,6 Prozent auf 9,9 Prozent. Es bleibt interessant zu beobachten, wie sich der Trend in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird.

Überschuldung nach Geschlechtern

Im Gegensatz zu den sich angleichenden Zahlen zwischen Ost und West gibt es beim Vergleich der Geschlechter deutlichere Unterschiede. Insgesamt waren 2019 12,46 Prozent der Männer verschuldet, wohingegen Frauen nur auf 7,65 Prozent kommen. Gründe hierfür sind kaum bekannt und rein spekulativ.

Überschuldung in Deutschland: Klare Altersunterschiede

Die Zahlen sind noch deutlicher, wenn es um die Altersunterschiede geht. Je älter die Bevölkerung, umso weniger Schuldnerinnen und Schuldner gibt es in Deutschland. Allerdings zeigt die Entwicklung der letzten Jahre, dass die Anzahl der Schuldner über 70 Jahren deutlich gestiegen ist. Im Zusammenhang dazu steht wohl die Altersarmut, die ebenfalls stetig wächst.

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Schon gewusst?

Die Höhe der Überschuldung ist im Alter deutlich signifikanter als bei jungen Menschen. So haben Schuldner unter 25 Jahren etwa rund 8.000 Euro Schulden, ältere Menschen hingegen im Durchschnitt sogar 47.000 Euro.

Was kann man gegen Schulden machen?

Was kannst Du nun tun, wenn Du aus einem der genannten Gründe tatsächlich zu hoch verschuldet bist? Je nach Schweregrad Deiner Überschuldung gibt es verschiedene Optionen. Zuallererst musst Du Dir darüber im Klaren sein, dass Deine Überschuldung aus Deiner SCHUFA-Auskunft hervorgehen wird. Dies erschwert es Dir zukünftig zum Beispiel, weitere Kredite aufzunehmen.
Mit diesen Maßnahmen kannst Du einen Weg aus der Überschuldung finden:

1. Umschuldung

Bei einer Umschuldung nimmst Du einen Kredit auf, um einen anderen abzuzahlen.

Die Konditionen des neuen Darlehens sind dabei günstiger, zum Beispiel durch einen geringeren Zinssatz, sodass Du effektiv Geld sparst. Allerdings ist eine Umschuldung nicht immer sinnvoll. Dies liegt daran, dass Du in vielen Fällen eine Vorfälligkeitsentschädigung in Kauf nehmen musst, wenn Du Dein laufendes Darlehen vorzeitig kündigst. Selbst wenn Du einen anderen Kredit mit besseren Konditionen und niedrigerem Zinssatz abschließt, ist der finanzielle Vorteil häufig nicht sehr groß. Stattdessen änderst Du nur die Bedingungen, aber löst nicht das Problem, dass Du insgesamt zu tief in der Kreide stehst.

2. Lösungen mit dem Kreditinstitut finden

Sobald Du merkst, dass Dir Überschuldung droht, solltest Du Deinen Gläubigern melden, dass Du nicht mehr in der Lage bist zu zahlen. Einfach die Post nicht mehr zu öffnen, um die Mahnungen nicht zu sehen, ist keine Option. Viele Banken werden versuchen, zusammen mit Dir eine Lösung zu finden, wenn Du nicht mehr zahlungsfähig bist.

Also lasse es nicht zu mehreren Mahnungen kommen, die schlimmstenfalls zu einer Pfändung führen. Diese wird üblicherweise über eine Kontopfändung durchgeführt. Dabei wird jeden Monat ein Teil Deiner Einnahmen, zum Beispiel Deines Gehalts, von der Bank eingezogen, solange, bis Deine Schulden beglichen sind. Um dem vorzubeugen, kannst Du die monatlichen Raten Deines Kredits entsprechend senken oder eine Ratenpause vereinbaren. Sprich auf jeden Fall mit Deiner Bank darüber!

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Wichtig zu wissen

Das gilt auch für andere Gläubiger, die Du im besten Fall anhand eines Schuldenbereinigungsplans überzeugen kannst. Darin erklärst Du, wie Du Deine Schulden zurückzahlen möchtest, und hast dadurch die Möglichkeit, schlimmeren Konsequenzen zu entgehen. 

3. Beratungen in Anspruch nehmen

Um gegen die Überschuldung anzukämpfen, ist es keine Schande, eine Schuldnerberatung aufzusuchen. Eine solche Beratung wird von gemeinnützigen Organisationen oft kostenfrei angeboten. Bestimmte Anwaltskanzleien sind ebenfalls auf Schuldnerberatung spezialisiert, kosten aber im Gegensatz dazu viel Geld. Allerdings hast Du bei einem niedrigen Einkommen die Möglichkeit, einen Beratungsschein zu erhalten, der die Kosten verringert. Diesen beantragst Du beim zuständigen Amtsgericht.

4. P-Konto einrichten

Falls Du bereits zu tief in der Verschuldung steckst und Gläubiger zum Beispiel ein Inkasso-Büro einschalten, solltest Du Dir auf jeden Fall ein P-Konto einrichten. Dabei handelt es sich um ein Pfändungsschutzkonto, das Dich vor Zwangsvollstreckung schützt. Darauf darfst Du einen monatlichen Grundbetrag Deines Einkommens deponieren, um es vor Zwangsvollstreckungsmaßnahmen zu schützen. Der Grundfreibetrag liegt derzeit bei 1.178,59 Euro. Das Gute daran ist, dass jede Bank Dir ein solches Konto auf Antrag zur Verfügung stellen muss. Allerdings gibt es auch hier möglicherweise Kontoführungsgebühren, die jedoch nicht höher als die für ein normales Girokonto sein dürfen.

5. Verbraucherinsolvenzverfahren

Als letzte Möglichkeit, um Deine Schulden aus der Welt zu schaffen, gibt es das Privatinsolvenzverfahren. Dabei musst Du dem Gericht nachweisen können, dass Einigungsversuche gescheitert sind, bevor Du Deinen Antrag stellen darfst. Wenn das geschehen ist, folgt das Schuldenbereinigungsverfahren. In dessen Rahmen sollst Du einen Plan aufstellen, wie Du Deine Schulden zurückzahlen möchtest.

Wenn immer noch keine Einigung erfolgt, startet das Insolvenzverfahren. Während Deiner Wohlverhaltensphase musst Du dann für eine festgelegte Zeit bestimmte Regeln einhalten. Bisher waren das sechs Jahre. Seit dem 1. Oktober 2020 ist im Zuge der Maßnahmen gegen die Auswirkungen der Coronakrise eine befristete Verfahrensverkürzung in Kraft. Somit kannst Du jetzt bereits in drei Jahren zum wirtschaftlichen Neuanfang gelangen.

Während der Laufzeit des Insolvenzverfahrens musst Du Dein pfändbares Einkommen an einen Insolvenzverwalter abgeben. Nach Ablauf dieser Phase erhältst Du eine Restschuldbefreiung, die Du am besten bereits zu Beginn des Insolvenzverfahrens beantragt hast. Das heißt, dass Deine restlichen Schulden erlassen werden, solange Du Dich während der Wohlverhaltensphase an die Regeln gehalten hast.

Wann ist es sinnvoll, Schulden zu machen?

Manchmal kann es aber durchaus Sinn ergeben, Schulden zu machen. Sinnvolle Schulden helfen Dir nämlich dabei, Einkommen zu generieren. Damit erhöhen die Schulden im Endeffekt Deinen Gewinn.

1. In Bildung investieren

Investitionen in Fort- und Weiterbildung können sich zum Beispiel rechnen, etwa, wenn Du einen bestimmten Abschluss machen müsstest, mit dem Du einen besser bezahlten Job bekommen kannst. Wenn Dein Erspartes nicht ausreicht, um Kursgebühren oder vielleicht auch eine zeitweilige Unterbrechung Deiner Erwerbstätigkeit zu Studienzwecken zu finanzieren, kann Dir ein Kredit helfen.

2. Dein eigenes Business starten

Genauso verhält es sich auch, wenn Du in Dein eigenes Unternehmen investieren möchtest, um Dich selbständig zu machen. In die Anschaffung von Geräten und Maschinen sowie in die Miete eines Gebäudes oder eines Ladens muss bereits im Vorfeld viel Geld gesteckt werden, bevor Du mit Deinem neuen Business etwas verdienst. Dafür lohnt sich eine Kreditaufnahme, da Du in absehbarer Zeit Einnahmen erzielen wirst, wenn Dein Geschäft anläuft. Das Darlehen ist hierbei eine Starthilfe für eine erfolgreiche Gründung.

3. Immobilie finanzieren und vorsorgen

Bei einem Kauf bzw. Bau einer Wohnimmobilie sind Schulden ebenfalls sinnvoll, sowohl dann, wenn Du selbst in dem Haus oder in der Eigentumswohnung wohnst, als auch dann, wenn Du vermieten möchtest. Beides ist eine Investition in Deine Zukunft, besonders im Hinblick auf Deine eigene Altersvorsorge:

Zum einen wohnst Du bei einer Eigennutzung mietfrei – auch im Alter. Zum anderen kannst Du, wenn Du Dein Immobiliendarlehen zurückgezahlt hast, die Mieteinnahmen komplett zur Seite legen und so ebenfalls für Deinen Ruhestand vorsorgen.

Für diese Option sind Schulden meist notwendig, weil die Summe für den Bau oder Kauf einer Immobilie nicht auf einmal aufgebracht werden kann. Gerade in Niedrigzinszeiten wie momentan sind Darlehenskosten überschaubar.

Wann Du keinen Kredit aufnehmen solltest

Vorsicht solltest Du hingegen bei Luxus- und Konsumgütern walten lassen. Teure Anschaffungen in diesen Bereichen solltest Du immer gründlich abwägen. In der Regel solltest Du für sie kein Darlehen aufnehmen. Lege stattdessen jeden Monat konsequent einen bestimmten Betrag zur Seite. So kannst Du Dir bald auch größere Wünsche erfüllen.

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