Hausbau: Keller vs. Bodenplatte

von | Sep 13, 2023 | Baufinanzierung

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Wenn Du einen Hausbau planst, solltest Du bereits vor der Baufinanzierung wissen, ob Du einen Keller oder nur eine Bodenplatte wünschst. Denn jedes Haus muss über ein solides Fundament verfügen, damit es über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg stabil bleibt. Neben den Kosten spielt bei der Auswahl, ob Keller oder Bodenplatte, auch der praktische Aspekt eine wichtige Rolle. Inzwischen werden aufgrund der zusätzlich anfallenden Kosten immer mehr Häuser ohne Unterkellerung gebaut, doch ist die Entscheidung für oder gegen einen Keller stark von Deinen individuellen Bedürfnissen abhängig. Wir zeigen Dir, welche Faktoren Du bedenken solltest.

Unterkellerung oder nicht: Das solltest Du wissen

Wenn Du mit dem Gedanken spielst, ein eigenes Haus zu bauen, gilt es viele Punkte zu beachten. Der wohl wichtigste und auch nicht mehr revidierbare Punkt ist die Frage nach der Unterkellerung. Hast Du Dich einmal für eine Immobilie ohne Unterkellerung entschieden, ist diese Entscheidung nicht mehr rückgängig zu machen. Denn sowohl die Bodenplatte als auch der Keller bilden das Fundament des Hauses, auf welchem das gesamte Gebilde fest aufgebaut wird. Eine nachträgliche Unterkellerung ist aus diesem Grund in der Regel nicht möglich.

 

Das Grundstück hat einen erheblichen Einfluss

Die Beschaffenheit des Baugrundstücks hat einen erheblichen Einfluss darauf, ob eine Unterkellerung sinnvoll ist oder nicht. Bei Gebäuden in Hanglage ist eine Unterkellerung praktisch unvermeidbar: Der Einbau von Bodenplatten wäre hier nicht nur deutlich teurer, sondern auch wesentlich aufwendiger. Die Unterkellerung erfolgt in der Regel so, dass ein Teil des Kellers in den Hang gebaut wird und ein Teil der Unterkellerung frei liegt. Somit entsteht das typische Bild der Hanghäuser, welche in praktisch allen Gegenden Deutschlands zu finden sind.

Die Tragfähigkeit des Bodens berücksichtigen

Das Problem ist, dass nicht jedes Bauland gleichermaßen für den Bau einer Immobilie geeignet ist: Die Tragfähigkeit des Bodens hängt massiv von dessen Beschaffenheit ab. Vor allem die oberen Bodenschichten sind in vielen Gegenden nicht tragfähig genug für eine Bodenplatte. Es gibt aber auch Fälle, in denen bei schlechter Bodenbeschaffenheit nur die obersten Erdschichten abgetragen werden müssen. Anschließend kann der Untergrund mit Recyclingmaterial aus Beton- und Ziegelbruch aufgefüllt werden, um die Errichtung der Bodenplatte doch zu ermöglichen. Wenn das nicht möglich ist, solltest Du das Gebäude unbedingt unterkellern, um eine stabile Unterkonstruktion zu gewährleisten. Je tiefer Du in die Bodenschichten vordringst, umso größer wird in der Regel deren Tragfähigkeit. Aus diesem Grund ist ein Bodengutachten vor der Planung besonders wichtig, da in diesem nicht nur die Qualität des Baugrunds, sondern auch dessen Tragfähigkeit festgestellt wird.

Den individuellen Raumbedarf ermitteln

Hast Du aufgrund der Bodenbeschaffenheit die freie Wahl zwischen beiden Optionen, musst Du Deinen persönlichen Bedarf ermitteln. Überlege Dir also, welchen Nutzen die Räume unter der Erde für Dich haben können. Vorratskeller, Technik-Räume oder auch Hobbyräume, Gästezimmer oder Arbeitszimmer – es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Deine Ideen. Wenn Du davon ausgehen kannst, dass Dein Raumbedarf im Kellerbereich mindestens 40 Quadratmeter umfasst, rentiert sich die Unterkellerung in jedem Fall. Schließlich lässt sich dieser Raumbedarf mit einer Unterkellerung deutlich kostengünstiger erfüllen als oberhalb der Erdoberfläche.

Die Vorteile eines Kellers

Eine Unterkellerung bietet viele Vorteile. Darunter fallen unter anderem:

  • Gleichbleibende Temperaturen in allen Jahreszeiten
  • Optimal für die Aufbewahrung von Gartengeräten
  • Gute Schallisolierung
  • Geringer Heizbedarf
  • Einfache Vorratshaltung

Die Nachteile eines Kellers

Ein Keller birgt aber auch eventuelle Nachteile und andere Problemstellungen, die es bei der Planung zu bedenken gilt:

  • Hoher Kostenfaktor
  • Zusatzkosten für Erdaushub und evtl. Entsorgung der Erde
  • Wenig Tageslicht möglich
  • Abdichtung des Kellers, um Feuchtigkeitsschäden vorzubeugen
  • Ausreichende Belüftung, um Feuchtigkeit und Schimmelbildung zu vermeiden

Wertsteigerung einer Immobilie durch die Unterkellerung

Eine Unterkellerung bietet jedoch noch weitere Vorteile abseits des praktischen Alltags: Mit einer Unterkellerung steigerst Du den Wert Deiner Immobilie, sodass Du beispielsweise bei einem Verkauf einen höheren Gewinn damit erzielen kannst. Durchaus ein wichtiges Argument bei Verhandlungen mit der Bank. Bei der Suche nach einer geeigneten Baufinanzierung solltest Du also stets auch die Kosten für die Unterkellerung berücksichtigen. Beachte hierbei allerdings, dass das Verhältnis zwischen Kreditbedarf und Beleihungswert (der Wert, der Deiner Bank als Sicherheit dient) stimmen muss, damit Du keinen schlechteren Zinssatz erhältst.

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Schon gewusst?

Günstiger kannst Du kaum Wohn- und Lebensraum schaffen, da eine Unterkellerung immer mit weniger Kosten verbunden ist, als oberirdisch zu bauen. Jedoch musst Du hier mit nur wenig bis keinem Tageslicht auskommen.

Der Kellerausbau: Aufbewahrung oder Wohnraum?

Beim Kellerausbau bieten sich Dir viele Möglichkeiten, wie Du den Keller nutzen kannst. Davon ist allerdings auch abhängig, wie die Unterkellerung ausgeführt werden muss. Bedenke in jedem Fall zunächst die geplante Raumnutzung.

Da beispielsweise ein Garten- oder Vorratskeller in der Regel über keine Fenster, sondern nur über Lüftungen verfügt, kann dieser sehr einfach und schlicht aufgebaut werden. Doch Wohn- und Arbeitsräume in der Kelleretage stellen ganz andere Ansprüche.

Hier spielt neben dem Lüftungskonzept auch das Licht eine wichtige Rolle. Dementsprechend müssen Fenster verbaut und über passende Schächte mit der Oberwelt verbunden werden. Das steigert zwar die Kosten einer Unterkellerung, macht aber die Nutzung der Räume deutlich angenehmer. Das Licht ändert sich im Laufe der Jahreszeiten deutlich. Ist es im Sommer noch angenehm hell in den Räumen, kann es zur Herbstzeit und vor allem im Winter ganz anders aussehen. Daher ist eine gründliche Planung unter Berücksichtigung der Nutzungsbereiche in jedem Fall wichtig.

 

Eine Unterkellerung steigert die Flexibilität

Es ist verständlich, dass viele Menschen die Baukosten so gering wie nur möglich halten möchten. Doch mit einer Unterkellerung investierst Du unter anderem in eine höhere Flexibilität. Denn auch wenn Du diesen Raum aktuell nicht benötigst, weißt Du nicht, was die Zukunft noch bringt. Arbeitest Du eventuell in Zukunft von Zuhause aus, kannst Du Dir ein Kellerbüro einrichten. Auch ein neues und platzintensives Hobby findet in Kellerräumen Platz. Oder es kommt mehr Nachwuchs als geplant, sodass im Haus selbst ein Raum frei werden muss. Hier kann das oberirdisch gelegene Büro dann gegebenenfalls in ein Kellerbüro umgewandelt werden.

Kellerausbau: Mit diesen Preisen musst Du rechnen 

Die Preise können sich abhängig vom Bauland und vom Baugrund deutlich unterscheiden. Denn sowohl die Tragfähigkeit des Bodens als auch die Höhe der Grundwasserschicht entscheiden maßgeblich über den Kostenfaktor bei beiden Varianten.

Im Durchschnitt musst Du für den Einbau von Bodenplatten mit Kosten zwischen 70 und 100 Euro pro Quadratmeter planen. Experten gehen davon aus, dass Du für eine Unterkellerung zwischen 180 und 425 Euro pro Quadratmeter Mehrkosten rechnen musst als bei einfachen Bodenplatten. Das klingt erst einmal viel, ist aber im Vergleich zum damit geschaffenen Wohn- und Nutzungsraum sehr gering. Würdest Du die gleiche Wohnfläche oberirdisch anbauen, beispielsweise durch ein zweites Geschoss, lägen die Preise um einen erheblichen Anteil höher.

Ein simples Beispiel: Bei einer Hausgrundfläche von 100 Quadratmetern musst Du mit Preisen von bis zu 10.000 Euro für das Fundament kalkulieren. Für die Unterkellerung hingegen können zwischen 25.000 und 52.500 Euro veranschlagt werden.

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Wichtig zu wissen

Bei den Kosten für einen Keller musst Du außerdem bedenken, dass die Kosten für die Entsorgung der ausgehobenen Erde nicht zu unterschätzen sind. Für die Entsorgung von Erdaushub musst Du bis zu 1.800 Euro veranschlagen.

Die richtige Planung hilft bei der Entscheidung

Eine vorausschauende Planung beim Hausbau hilft, den Raumbedarf zu optimieren. Überlege Dir also genau, ob es sich für Dich rentiert, durch eine fehlende Unterkellerung Geld zu sparen. Denn selbst wenn Du aktuell diese Räume und diesen Platz nicht benötigst, kannst Du nicht wissen, ob dies in Zukunft ebenfalls so bleiben wird.

Daher ist es in der Regel sinnvoller direkt mit einer Unterkellerung zu planen und diese ebenfalls zu finanzieren, um damit den Wert der Immobilie und vor allem deren Nutzbarkeit zu steigern. Mit einem Ausgang vom Keller in den Garten kannst Du zudem in der Herbstzeit bequem die Gartenmöbel und auch geeignete Pflanzen unterirdisch unterbringen und diese somit vor Frost, Regen und Schnee schützen. Wenn Du Dir jedoch sicher bist, dass Du ohne den zusätzlichen Stauraum zurechtkommst und die Mehrkosten für einen Keller nicht stemmen möchtest, fährst Du mit der Bodenplatte gut.