Effektiver Jahreszins: Das steckt dahinter

von | Apr 7, 2021 | Kredit

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Wenn Du vorhast, einen Kredit aufzunehmen, schaust Du Dir in der Regel vorher verschiedene Angebote von unterschiedlichen Banken und Kreditinstituten an. Doch wie kannst Du deren Darlehen am besten vergleichen? Dies gelingt Dir am leichtesten anhand des effektiven Jahreszinses. Dieser soll Verbrauchern einen besseren Überblick über die gesamten Kreditkosten geben sowie die Entscheidung für ein Kreditinstitut erleichtern. Häufig sorgt dieser Effektivzins allerdings für Verwirrung. Vielen Menschen ist nicht bewusst, wo der Unterschied zum Sollzins liegt und was der effektive Jahreszins überhaupt für eine Rolle spielt. Um hier Klarheit zu schaffen, erklären wir Dir im Folgenden, um was es sich bei dem effektiven Jahreszins genau handelt, wie Du ihn selbst berechnen kannst und was Du sonst noch darüber wissen solltest.

Effektiver Jahreszins: Was ist das?

Der effektive Jahreszins, auch bekannt unter dem kürzeren Namen Effektivzins, entspricht dem tatsächlichen Preis des Kredits. Er beinhaltet die meisten anfallenden Kosten. Daher sollest Du auf jeden Fall den effektiven Jahreszins genau im Auge behalten, wenn Du verschiedene Darlehensangebote vergleichst.

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Schon gewusst?

Jedes Institut bzw. alle Banken sind dazu verpflichtet, bei ihren Kreditangeboten immer den Effektivzins anzugeben. Dies hat die Preisangabenverordnung, kurz PangV bestimmt. Zu dieser Regelung gehört auch, dass der Kreditgeber Dir ein Beispiel berechnen muss, in welchem die Zusammensetzung der Kostenfaktoren des effektiven Jahreszinses angegeben ist.

Effektivzins richtig nutzen

Bei einem Kreditvergleich ergibt der effektive Jahreszins als Maßstab Sinn. Allerdings nur, wenn Du die gleichen Werte bei der Laufzeit und Darlehenshöhe beibehältst. Zunächst solltest Du Dir ansehen, aus welchen Komponenten der effektive Jahreszins besteht.

Daraus setzt sich der effektive Jahreszins zusammen

Verschiedene Komponenten können den Effektivzinssatz, je nach Anbieter und Kreditart, höher oder niedriger werden lassen. Dabei sind folgende Bestandteile für den effektiven Jahreszins möglich:

Effektivzins

Optional sind hingegen:

  • Bereitstellungszinsen: Fallen nur an, wenn Du den Kredit nicht im genannten Zeitraum in Anspruch nimmst.
  • Restschuldversicherung: Wenn Du die Versicherung freiwillig abschließt, kann der Beitrag in den effektiven Jahreszins fließen. Verpflichtend ist die Aufnahme nur, wenn es die Auflage der Bank ist.
  • Sondertilgung: Findet normalerweise nur dann im Effektivzins Berücksichtigung, wenn diese angeordnet oder vertraglich verpflichtend ist.

Sollzinsen vs. Effektivzinsen

Als erste und wichtigste Komponente bestehen die Effektivzinsen aus den Sollzinsen. Bei beiden handelt es sich um Zinsen. Allerdings gibt es einen großen Unterschied:
Die Sollzinsen beinhalten keinerlei andere Kosten. Der Sollzins ist sozusagen der Nettowert, wie die Kaltmiete einer Wohnung.
Der Effektivzins ist per Definition hingegen der Bruttowert. Im übertragenen Sinne die Warmmiete, in welcher sich alle zusätzlichen Inhalte summieren.

Extra-Tipp!

Sei besonders aufmerksam, wenn bei einem Angebot die Differenz zwischen den Soll- und den Effektivzinsen sehr hoch ist. Dann können sich einige zusätzliche Kosten im Vertrag verbergen, die den effektiven Jahreszins deutlich erhöhen.

Was sind Sollzinsen?

Die Sollzinsen bezeichnen die Zinsen, die Du monatlich für Dein Darlehen zahlst. Früher waren sie auch unter den Namen Nominalzins bekannt.

Dabei kann der Sollzins von folgenden Faktoren abhängig sein:

  • Zinsbindung
  • Höhe des Kreditbetrags

Detailliertere Informationen zu den Kreditkonditionen und wie sich der Sollzins berechnet, findet Du bereits bei vergleich-auch-du.de.

Unabhängig davon, ob Du Deinen Kredit anhand eines Annuitätendarlehens oder Tilgungsdarlehens abbezahlst, bleibt der Sollzins in der Regel während der Laufzeit gleich.

Weitere Komponenten des effektiven Jahreszinses

Der Effektivzins kann aufgrund mehrerer Faktoren deutlich höher ausfallen als der Sollzins. Dann befinden sich in Deinem Darlehen möglicherweise mehrere Zusatzkosten.

Kontoführungs- bzw. Bearbeitungsgebühren

Bei einem Girokonto kann es vorkommen, dass Du Kontoführungsgebühren zahlst, jedoch nicht bei einem Kredit.
Selbst gut versteckt, sind solche zusätzlichen Kosten bei einem Darlehen seit 2011offiziell illegal und sollten heute nicht mehr vorkommen.
Genau dasselbe gilt auch für Bearbeitungsgebühren. Diese sind seit 2014 ebenfalls per Gesetz verboten.

Disagio

Bei Disagio handelt es sich um eine Art Zinsvorauszahlung. Du erhältst nicht die Kreditsumme, die Du eigentlich wolltest, sondern einen niedrigeren Betrag. Die Differenz verwendet die Bank zum Begleichen der Kreditkosten.

Einfacher ist dies anhand eines Beispiels zu sehen. Vor allem, wenn Du Deine Baufinanzierungen berechnen lässt, kann Disagio häufiger vorkommen.

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Beispiel

Du möchtest Dir 80.000 Euro von der Bank leihen. Dein Kreditinstitut legt einen Satz von zehn Prozent fest, den sie von Deiner Darlehenssumme abzieht. In Deinem Fall entspricht das 8.000 Euro. Diese 8.000 Euro nimmt die Bank als Zinsvorauszahlung an, sodass Du 72.000 Euro ausgezahlt bekommst. Dennoch musst Du insgesamt 80.000 Euro im vereinbarten Zeitraum abbezahlen.

Warum macht die Bank so etwas? Damit kann sie Dir einen niedrigeren Sollzins anbieten mit dem Du das Darlehen zurückzahlst. Schließlich wurden Dir bereits im Voraus Zinsen abgezogen.

Dieser Faktor erhöht also den effektiven Jahreszins.

Restschuldversicherung

Solltest Du einmal Dein Darlehen nicht zurückzahlen können, greift die Restschuldversicherung.
Diese Versicherung soll Dich bei Verlust der Arbeit oder im Todesfall Deine Hinterbliebenen schützen.

Du zahlst den vereinbarten Versicherungsbetrag direkt an die Bank, um welchen sich die Gesamtsumme Deines Kredits erhöht.
Restkreditversicherungen werden üblicherweise nur bei Ratenkrediten angeboten. Bei Baufinanzierungen wäre eine Restkreditversicherung sehr teuer oder wird gar nicht erst angeboten. Daher schließen Kreditnehmer in diesem Fall meist eine bezahlbare Risikolebensversicherung ab, um den Todesfall abzusichern.

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Wichtig zu wissen

Ist die Restschuldversicherung verpflichtend, erhöht sich dadurch der effektive Jahreszins.
Als freiwillige Option hingegen kann die Versicherung in dem Effektivzins Berücksichtigung finden, jedoch muss das nicht zwingend sein.
Prüfe daher genau, wie es in Deinem Fall aussieht!

Sondertilgungsoptionen

Wenn Du während Deines Darlehens eine höhere Summe einzahlen möchtest, um die Laufzeit zu verringern, nennt man das eine Sondertilgung.
Viele Banken gewähren die vorzeitige Rückzahlung einer bestimmten Summe kostenfrei. Doch auch hier gibt es Angebote, welche Dich für eine Sondertilgung tief in die Tasche greifen lassen. Detailliertere Informationen haben wir Dir bereits in einem eigenen Ratgeber zur Sondertilgung zusammengefasst.

Die erhöhte Tilgung lässt den effektiven Jahreszins theoretisch steigen. Allerdings findet die Rückzahlung keine Berücksichtigung im Darlehensangebot. Sondertilgungen sind häufig optional, weshalb die Bank nicht weiß, ob bzw. wann der Kunde diese auch einbringen wird.

Bereitstellungszinsen

Wenn Du ein vereinbartes Darlehen erst in einem halben Jahr in Anspruch nehmen möchtest, kann es sein, dass Banken dafür Bereitstellungszinsen berechnen.
Du zahlst hierfür Geld, damit Du die vereinbarten Konditionen zu einem späteren Zeitpunkt erhältst.

Der effektive Jahreszins steigt nur dann, wenn Du bereits im Vorfeld weißt, dass Bereitstellungszinsen anfallen, da der vereinbarte Auszahlungstermin nach dem Startdatum für Bereitstellungszinsen liegt. Jedoch befindet sich der im Vertrag angenommen Auszahlungszeitpunkt immer vor dem Beginn der Bereitstellungszinsen.
Daher sind diese Zinsen nicht in dem Effektivzins des Kreditangebots aufgeführt.

Effektivzinssatz berechnen

Wenn Du selbst den Effektivzins berechnen möchtest, kannst Du mehrere Formeln anwenden. Die bekannteste ist dabei die Uniform-Methode:

Kreditkosten/Nettodarlehensbetrag x [12/(Kreditlaufzeit Monate + 1)] x 100

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Beispiel

Du nimmst einen Kredit über 12.000 Euro auf. Die Kreditkosten beinhalten Zinsen und etwaige weitere Gebühren. Diese liegen bei 700 Euro, die Laufzeit bei 48 Monaten. Der Effektivzins liegt demnach bei 1,43 Prozent.

[700 € / 12.000 €] x [12 / (48 + 1)] x 100 = 1,43 %

Wenn jetzt der Preis für den Kredit um 300 Euro steigt, zum Beispiel weil Du eine Restschuldversicherung abschließen musst, dann erhöht sich der gesamte Effektivzins auf 2,04 Prozent! Solltest Du die Versicherung freiwillig abschließen, muss sie nicht in den Effektivzins gerechnet werden. Ist die Restschuldversicherung verpflichtend, allerdings schon.

[1.000 € / 12.000 €] x [12 / (48 + 1)] x 100 = 2,04 %

Nur 200 Euro, die einmalig aufkommen, erhöhen den Zins für die gesamte Laufzeit enorm. Daher solltest Du immer auf die einzelnen Komponenten in Deinem Darlehensangebot achten, die sich unterschiedlich auf die Gesamtkosten auswirken.

Nutze Deine Rechte

Die Effektivverzinsung gibt Dir einen schnellen Überblick über einen Kreditvergleich. Der Blick alleine auf die Sollzinsen stellt dabei keine gute Alternative dar, da diese nur eine der Komponenten des effektiven Jahreszinssatzes sind.

Allerdings solltest Du immer die Vertragsunterlagen genau durchlesen, da sich die Höhe des effektiven Jahreszinses aus verschiedenen Bestandteilen zusammensetzt. So kann es sein, dass die Unterlagen Komponenten beinhalten, die eventuell nicht benötigte Kosten verursachen. Du hast das Recht, alle Konditionen zu erfahren sowie eine Beispielrechnung zu erhalten. Das solltest Du unbedingt nutzen.

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